Dienstag, 31. Dezember 2013

Und plötzlich ist alles anders...

... Mit anderen Worten, dass Jahr 2013 endet und 2014 kann beginnen!

Ich erwähnte bereits das ich froh bin das Jahr 2013 hinter mir lassen zu können. Es ist vieles passiert, vieles hat sich geändert.
Zum einen waren da die zwei Umzüge, welche ich hoch Schwanger gemeistert habe, natürlich mit der Unterstützung meiner wundervollen Familie.

Die Geburt meines Sohnes! - Noch nie habe ich so geliebt, so viel empfunden. Das absolute Gefühlschaos! Er lässt mich erwachsen werden, mit der Aufgabe Mama zu sein, zu wachsen!

Und der Krebs. Ich mag nicht sagen das ich dankbar bin für meine Krankheit, doch ich kann durchaus mit stolz sagen, das ich dankbar für die Erkenntnisse bin, die ich durch diese erlangt habe!

Doch war dieses Jahr sehr anstrengend für mich, ein harter Weg, dort anzukommen wo ich jetzt bin!
Ich freue mich deshalb um so mehr auf das neue Jahr,auf viele neue Aufgaben, Reisen, Erkenntnisse, Projekte, die Vitamin b17 - Therapie und vor allem natürlich auf meine Gesundheit und positive Befunde!

Ich wünsche all meinen Lesern einen guten Rutsch in das Jahr 2014!

Sonntag, 29. Dezember 2013

Fortschritte..

Am Freitag war die Op genau 3 Wochen her, das heißt ich darf die Schiene endlich ablegen.
Da sich das anlegen des Kompressionsstrumpfes aber als etwas schwierig erwies, die Wunde an meinem Unterarm noch schmerzte und auch noch 'offen' ist, entschied ich mich, die Schiene noch ein paar Tage zu tragen und erst mal im Krankenhaus anzurufen!

Zwischen Weihnachten und Neujahr jemanden im Krankenhaus zu erreichen, der einem auch weiterhelfen kann gestaltet sich aber ganz schön schwierig. Gefühlte fünf Stunden hab ich mit zig Leuten telefoniert die mich von einem Ort zum anderen durchstellten, bis ich endlich mal die Stationsärztin am Telefon hatte, welche mich auch kennt.
Lange Rede kurzer Sinn, ich muss am Montag in der Ambulanz anrufen und einen Termin vereinbaren, damit sich jemand den Arm noch mal ansieht. Außerdem muss der Befund besprochen werden und mir muss gezeigt werden wie ich den Strumpf anbekomme ohne mir den ganzen Arm aufzureißen.

Der vorläufige Befund sei schon da, was nach drei Wochen ja auch zu erwarten ist. Der Sicherheitsabstand zur Muskulatur hin sei nicht ausreichend, so die Aussage der Pathologie. Doktor W. welcher mich operierte forderte einen genaueren Befund, mit genauesten Angaben,welcher natürlich noch mal ein paar Wochen dauert.

Wenn ich mir vorstelle, das es bei einigen Krebspatienten um Tage geht, die Pathologen, Ärzte oder wie sie alle heißen , Zeit brauchen.. Da schüttle ich doch den Kopf! Diese Zeit haben viele Patienten schlichtweg einfach nicht!
Da schließe ich mich nun aber einfach mal aus, denn ich habe für mich einige Entscheidungen getroffen in denen Ärzte und Schulmedizin nur noch die zweite Geige spielen. Aber da gehe ich etwas später drauf ein.

Der kleine Funken Hoffnung bleibt ja nun mal bestehen. Wiedermal hab ich auf die erlösenden Worte gehofft. Natürlich geht es mir derzeit sehr gut und ich weiß das ich gesund werde, ich würde diesen Weg der alternativ Medizin so oder so gehen, er schadet mir nicht, ganz im Gegenteil, doch ein 'guter' Befund würde mir einfach mal gut tun und mir noch ein wenig mehr Hoffnung geben. Denn sind wir mal ehrlich, auch wenn ich sage/schreibe mir geht es gut, mir geht es besser denn je etc. dann ist das durchaus so, ich fühle mich wirklich gut, doch die Angst begleitet einen weiter, in jeder Lebenslage! Manchmal ist sie ganz schwach, kaum wahrzunehmen und an anderen Tagen schreit sie förmlich nach mir und ich muss mich ganz arg zusammenreißen da gegen an zu gehen! Fas ist nicht immer leicht.
Und somit rutscht mir wiedermal das Herz in die Hose und ich habe ein ganz merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Meine Augen brennen, aber ich habe in dem Moment einfach keine Lust zu weinen! Ich gehe gegen an! Auch das konnte ich vor ein paar Wochen noch nicht. Nicht einfach die Fassung verlieren und erst einmal durchatmen. In meinem Leben verändert sich etwas! Ich verändere mich!

Somit ändern sich auch meine Zukunftspläne. In meinem jetzigen Beruf, der Altenpflege, werde ich nicht mehr zurückkehren können, denn mein Arm ist ab sofort nicht mehr belastbar. - Arbeitsunfähig.
Nach meiner Elternzeit wollte ich mich eh anderweitig orientieren, denn in dem Beruf wäre ich auf Dauer nicht glücklich geworden. Ich hab mich schon immer sehr für Heilpraktik und Homöopathie interessiert, durch meine Erkrankung setze ich mich ja nun noch mehr damit auseinander und bekomme immer mehr Gefallen daran. Da man in diesem Bereich allerdings erst mit 25 Jahren tätig werden kann, habe ich noch genügend Zeit um evtl zur Abendschule zu gehen. Ich würde gern mein English auffrischen! Kurse gibt es da zu genüge. Aber wir werden sehen, wo es mich noch hin bringt, auf meiner Reise.



Gestern legte ich also für ein paar Stunden die Schiene ab um meinen Arm ganz langsam wieder an alltäglicheDinge zu gewöhnen.
Ich versuche meine Nasenspitze zu berühren, gut 20cm fehlen zwischen Nase und Zeigefinger.
Ich halte meine Hand unter kaltes Wasser, ich spüre die Kälte, aber nicht den Wasserstrahl auf der Haut. Aber es tut gut! - Ja, da wird selbst das Händewaschen zum Erlebnis.
Der Zwerg bekommt bald Hunger, also ging ich ins Gartenhaus um frisches Gemüse zu holen. Ich versuche meinen Arm langsam wieder mit einzubeziehen. Man gewöhnt sich sehr schnell an Einschränkungen und somit hab ich mit meinem rechten Arm alles gut gemanagt, nun ist es schwer auf den linken zu achten, denn er hing die letzten Wochen bewegungslos vor meinem Bauch herum.

Ich halte die Wurzel mit den Fingerspitzen auf dem Brett fest und schneide mit der Rechten. Sie ist kalt, ich kann sie etwas 'fühlen'. Der Brokkoli, fühlt sich an wie viele kleine Steinchen!
Ich kann keine Faust machen. Strecken ebenfalls nicht.

Ich schreibe dies so detailliert auf, denn ich denke wir sehen zu viele Dinge als selbstverständlich! Aber das ist es nicht! Wir putzen jeden Tag, wir waschen jeden Tag, wir duschen, wir schminken uns, zumindest der weibliche Part und noch vieles vieles mehr.

In diesen kleinen Augenblicken in denen mir bewusst wird, welche Struktur diese Karotte hat, wie sie sich in der gesunden und in der kranken Hand anfühlt, überkommt mich eine absolute Welle des Glücks. Ich kann dankbar sein, das ich meinen linken Arm noch habe, das ich meine Hand, meinen Arm vielleicht bald wieder so bewegen kann, das ich allein zurecht komme, ob mit oder ohne Gefühl, das ist mir nicht wichtig...



Ich habe weiter oben erwähnt das ich einige grundlegende Entscheidungen getroffen habe, da gehört zum einen die Kündigung meiner Wohnung hinzu, denn ich bin nun seit mehr als 5 Monaten bei meinen Eltern und zahle nicht gerade wenig Miete. Ein Ende ist ja noch nicht in Sicht, wenn ich nun für einige Zeit nach Süddeutschland gehen werde kann ich das Geld dort in eine Unterkunft, Mietwagen etc. stecken!
Meine Möbel werde ich bei einem bekannten unterbringen. Das Kinderzimmer und mein Schlagzimmer bringen wir in dem schönen Gästezimmer meiner Eltern unter, welches wir heut begonnen haben zu räumen. Der Zwerg und ich bekommen unser eigenes Reich, dann fühle ich mich vielleicht auch bald wieder Zuhause!
Ja, ich ziehe nun endgültig zurück zu Mama und Papa. Alles andere als leicht, wir haben uns das nun mal alle Anders vorgestellt, aber außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.
Ich kann so unendlich dankbar sein, solche Eltern zu haben!

Und zum anderen habe ich mich gegen jede weitere Operation entschieden! Die Lungen-Op würde mich derart schwächen, das ich ein halbes Jahr flach liegen würde. Die Frage ist ja auch, wie lange und oft sie noch an mir "rumschnibbeln" wollen. Bis nichts mehr da ist? Bis sie nichts mehr tun können? Also, ich glaube ich brauche diese Op nicht mehr! Ich tu alles dafür um gesund zu werden und da gehören nicht nur Operation, Chemotherapie und Bestrahlung hinzu...

Und mit dieser Entscheidung bin ich mehr als nur glücklich, sie nimmt mir den Druck, vor der Angst, vor der Verpflichtung Ärzten gegenüber...

Dienstag, 24. Dezember 2013

Es Weihnachtet sehr..

Nach einem etwas Turbulenten  Heiligenabend, lasse ich den Tag gemütlich bei einemGlas Sekt ausklingen.
Mittlerweile liegen alle im Bett und ich genieße die paar Minuten ruhe, für mich ganz allein.
Schon bald ist das Jahr 2013 vorbei.

Gestern rief mich eine meiner Tanten an, das übliche was man sich zu Weihnachten eben so erzählt. Ich solle versuchen das Fest zu genießen trotz der bescheidenen Situation. - Was soll ich sagen, ich denke es gibt Menschen, (und ja da zählen auch einige aus meiner Familie hinzu) die sehen alles aber auch wirklich alles sehr schwarz. Das mir fremde Menschen, den Wandel erkennen, dass ich für mich einen Weg gefunden habe, aber einige meiner engen Verwandten dies nicht können macht mich schon etwas traurig, denn das zieht mich in dem Moment runter und lässt mich arg an meiner Einstellung bzw. an dem was ich so von mir gebe zweifeln!

Warum soll ich 'versuchen' das Fest zu genießen. Ich kann es genießen, mich freuen, es lieben.. Das erste Weihnachtsfest von meinem kleinen Zwerg und ich darf daran teilhaben. - Und das nicht nur dieses, sondern auch viele weitere Jahre.
Ich will Leben!
Ich fühle mich nicht krank, mir geht es so gut, also kann ich auch gar nicht krank sein. Ich habe den Krebs als ein Teil von mir akzeptiert, nicht als Krankheit sondern als treuenWeggefährten, der mir nur den richtigen Weg weisen will. Es liegt an mir, auf ihn acht zu geben, auf ihn zu hören aber und das ist der entscheidende Punkt, ihm nicht die Macht über meinen Körper, über mein Leben zu geben.
Denn das habe immer noch ich in der Hand. Ich bin auf dem richtigen Weg, da bin ich mir mehr als sicher.

Und bevor ich nun zu sentimental werde...

...wünsche ich all meinen Leserinnen und Lesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und schöne Feiertage..


Freitag, 20. Dezember 2013

Aufregender Tag, Große bedeutung...

Ich war natürlich aufgeregt, das wird der Zwerg wohl gemerkt haben, wir haben erst um 23:30 geschlafen.. um 3:00 bin ich dann aufgestanden habe mich in Ruhe fertig gemacht. Ich mags nicht, wenn ich morgens in Stress gerate! Meine Perücke, die ich mir vorletzte Woche bestellt habe, kam also mal zum Einsatz. - Gewöhnungsbedürftig.. Man gewöhnt sich ja so gut wie an alles, ja auch an meine Glatze, auf der nun schon ein paar Haare nachgewachsen sind. Ein paar Wochen und ich kann entgültig die Mütze ablegen.
Ich fühl mich gut, endlich wieder als Frau! Meine Augenbrauen sind gewachsen, und auch meine Wimpern werden von Tag zu Tag länger.. Leider auch die restliche Körperbehaarung, wäre ja auch zu schön gewesen..
Es ist gar nicht kratzig oder stopelig, ganz weich wie Babyflaum.. Da überhole ich den Zwerg ja doch noch, denn er meint wohl auch, ohne Haare ist besser...

Um 4:45 saßen Mama und ich im Auto auf dem Weg zum Hamburg Airport um 6:50 würde der Flug gehen, aber warum soll denn immer alles nach Plan laufen? Nicht das uns noch langweilig wird.

Wir haben also eingecheckt, haben es uns bei einem Kaffee gemütlich gemacht.. Ja gemütlich in der Raucherlougne. Mama kann ja leider nicht verzichten, ihr zu liebe hab ich mich akso erbarmt. Exraucher sind ja bekanntlich die schlimmsten Nichtraucher. Aber mal im ernst, wer setzt sich denn freiwillig in so ein verqualmtes stinkendes Kabuff. Ja, wir! Ich aber eher unfreiwillig. - Vor drei Jahren hat die Raucherlounge nach 8Stunden flug förmlich nach mir geschrieen!...

Um 6:10 ist bording time, wir machten uns also auf den Weg zu Gate A38. Natürlich ganz am anderen Ende des Flughafens. - Ein Glück das wir nicht in Frankfurt wohnen, denn der Flughafen ist 5(?) mal so groß!
Aber egal, ich hatte ja schließlich noch meinen schweren Gipsarm in einer Schlinge um meinen Hals befestigt. - Ich habe heute Rückenschmerzen!
Wir sind also an Gate A38 welches völlig leer und verlassen ist. - Flug ist auf 10Uhr verschoben.

Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten, entweder wir nehmen den 10 Uhr Flug mit dem Risiko das wir ein paar Hundert Euro leichter, dafür aber mit neuen Handtaschen, Babyspielzeug etc in den Flieger streigen und unseren 11Uhr Termin am Bodensee verpassen, oder wir versuchen Umzubuchen.

Nach langem hin- und hertelefonieren haben wir noch zwei Plätze in der 8:40 Maschine bekommen, ein Glück.

Machen wir den holprigen start in den Tag noch perfekt und nehmen noch ein paar Turbolenzen, zwei schreiende Kinder und Übelkeit mit. Ich hab eigentlich keine Probleme mit dem fliegen, wird wohl an der billig Fluglinie gelegen haben, oder am Wetter. Für die schreienden Kinder gebe ich nun einfach mal der Mutter die Schuld, die sich nicht einig mit ihren Töchtern Emma und Maya war, wer bekommt nun die Smartiesund wer die Gummibärchen. - Himmel, ist doch klar das die Mädels da durchdrehen, anstatt zu Teilen.. Naja, Think positiv, wir haben den Flug überstanden.

Um 10:30 saßen wir im Mietwagen, während ich mit dem eingebauten Navi hantierte ärgerte Mama sich das die andere Autovermietung günstiger gewesen wär. Es musste ja aber unbedingt ein Automatik wagen sein! Aber hauptsache wir haben noch einen Wagen bekommen!

Ich rief also bei Herrn K. an um ihn um einen späteren Termin zu bitten, das wir laut Navi erst um 12Uhr ankommen werden. - Gar kein Problem.

Wir wurden von ihm und seiner Frau sehr herzlich aufgenommen, habe mich in seiner Praxis sehr wohl gefühlt.
Ich möchte nun nicht von dem gesamten Gespräch berichten, denn ich denke das Gewisse Dinge nicht ins Internet gehören und in meinem Herzen viel besser aufgehoben sind.
Im Grunde habe ich ja schon erzählt worum es geht.
Ich werde also von ihm Therapiert, ich denke man hat den Stein, der mir vom Herzen fiel, hören können. Die Therapie an sich dauert 6-8 Wochen, Grundbaustein werden viele Gespräche und die Suche nach dem Warum, sein. Ich möchte Antworten auf meinen Krebs. Nun, nach dem tollen Gespröch, mit diesem unglaublich tollen Mann, kann ich mir einiges schon beantworten. Ich bin ganz gespannt wo es mich noch hinführt.

Der Plan steht also, am 6.1.14 kann es also los gehen. Nun liegt es noch daran den Finanziellen Aspekt zu klären, denn billig ist das ganze nicht. Aber wie sag ich immer so schön, es gibt für alles eine Lösung, auch dafür!

Ich ging mit einem so positiven und tollen Gefühl aus seiner Praxis heraus, ich hätte die ganze Welt umarmen können.
Wir stiegen wieder ins Auto und waren beide sehr nachdenklich. Ist die Lösung wirklich so einfach? Wir werden es sehen.

Mama und ich fuhren zurück nach Stuttgart, da wir noch genügend Zeit bis zum Rückflug hatten, schlenderten wir noch ein wenig über den Weihnachtsmarkt. Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten, natürlch auf der Suche nach etwas Essbaren. Das gestaltet sich aber etwas schwuerig, wenn man so ganz auf Zucker und Fett verzichten möchte/muss. - schnell weg von den süßen Versuchungen sind wir in einem Spielzeugparadies gelandet. Ich musste an Kevin allein in New York denken, an den Spielzeugladen von Mr Duncans. Da muss ich mit dem Zwerg noch mal hin, wenn er etwas größer ist, am besten auch zu Weihnachten. Ach wie gern ich da herum getobt hätte. Natürlich bin ich nicht mit leeren Händen gegangen, eine kleine Elefantenrassel für den Zwerg, die er auch sofort von mir bekam als ich zuhause war.

Ich war froh als ich Abends endlich im Bett lag, denn so toll dieser Tag auch war, ich war hundemüde. Ich warte nun noch auf Unterlagen von Herrn K. damit befasse ich mich aber erst nach Weihnachten.
Morgen werden wir den Tannenbaum kaufen und uns um die Restlichen Besorgungen kümmern und dann kann unser erstes Weihnachten als Mama, Oma, Opa und Tante kommen (meine Schwester kommt über Weihnachten) und vorallem die erste Weihnacht für den Zwerg, was er wohl für Augen machen wird wenn der Baum steht. Er war schon so verzaubert als wir die außen Beleuchtung anbrachten.

Ich liebe Weihnachten... Und jetzt noch viel mehr, da ich meinen Zwerg verzaubern darf, Jahr für Jahr.

Freitag, 13. Dezember 2013

Jetzt nehme ich es in die Hand..

Und somit sind wir im hier und jetzt angekommen.. nun ja, nicht ganz.

Doktor S. aus der SK informierte mich, das sich diverse Ärzte über meinen Fall den Kopf zerbrochen und gemeinsam eine Lösung gefunden habe. Die DK übernimmt mich nun, der Tumor wird entfernt, das Loch mittels einer verschiebe Lappenplastik geschlossen. Heißt so viel wie, sie nehmen Haut vom Unterarm und füllen das Loch des Oberarmes. Der Unterarm wird mit einer dünnen Hautschicht vom Bauch oder Oberschenkel bedeckt. - Nun, am Bauch können sie so viel weg nehmen wie sie wollen!!

Doktor S. erklärte mir, wie ernst es um mich steht! Das sie versuchen meinen Arm zu retten. Durch die falschen Vorbehandlungen von Doktor J. wurde dem Krebs Tür und Tor geöffnet. - wie Mama immer sagt.. Nun, heißt es, Doktor J. der es eigentlich gut mit mir meinte, soll Schuld daran sein? Der Gedanke gefiel mir nicht.

Tante Karin wusste nun auch bescheid, bei einem Kaffeetrinken brachte sie mir Unterlagen über eine Organisation mit welche sich auf Sarkome spezialisiert hat. Dort waren diverse Sarkomzentren in ganz Deutschland aufgelistet, ach einfach alles was man über Sarkome wissen muss. Ärzte, Selbsthilfegruppen, etc. sind Teil dieser Organisation.

Ich bin bereits ganz am Anfang meiner Geschichte auf diese Internetseite gestoßen, habe aber nicht viel darin gelesen, sie eher schnell wieder geschlossen. Ich wollte nichts darüber wissen, ich glaube das war eine Art Schutzmechanismuss. Als der Krebs entdeckt wurde, habe ich einfach weiter gemacht wie zuvor, als wäre nichts gewesen, eben nur mit ein bisschen Chemo und ein bisschen Bestrahlung. Ich habe mich nicht damit auseinander gesetzt!
Nun war es jedoch an der Zeit, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen. Ich las viel, unteranderem wusste ich nun, das Sarkome eine äußerst seltene Krebserkrankung sind. Es gibt sehr viele Unterstufen, Heilungschancen hängen von der Art des Sarkoms ab ob es eine R0 Resektion gab, ob es gestreut hat und welches grading (Einstufung -  G1 = niedriggradig
G2 und G3 = hochgradig. Ich hatte bis zum letzten Befund eine G3 Differenzierung.)


In der Nähe meiner Heimat gab es kein Sarkomzentrum, Mama und ich setzten uns also gemeinsam an den Computer und schrieben eine lange Mail an die Organisation, wir erhielten schnell Antwort, von einer Betroffenen, die Bereits mehrere Jahre Sarkom-Patientin ist.
Wir telefonierten am nächsten Tag und wiedermal wurde uns bewusst, das in meiner bisherigen Behandlung einiges schief gelaufen ist. Sarkome gehören in die Hände eines Spezialisten!!!

Sie schickte uns Unterlagen zu, Erfahrungsberichte die mir viel Mut machten und Infomaterial, wir telefonierten mit Ärzten und und und.
Plötzlich übermannte mich eine ungeheure Kraft, Hoffnung, Freude.. Es machte mir Spaß mich genauestens über meine Krankheit zu informieren, ich hatte plötzlich keine Angst mehr davor.
Ich glaube, ich hab erst jetzt gemerkt/verstanden, was es überhaupt bedeutet Krebs zu haben!

„Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist aufzuwachen. Diese Zeit ist jetzt" (Buddha)

Und hier beginnt der eigentliche Kampf, denn vorher war ich offensichtlich noch nicht bereit dazu. Wie ein Mantra ging ich in meinem Kopf, die selben Gedanken durch.

"ich werde gesund, ich werde gesund, ich werde gesund, ich werde gesund... "

"ich will leben, ich will leben, ich will leben und ich werde leben, ich werde leben, ich werde leben."
Eine Wissenschaft ergab, das ein Gedanke 3000 mal gedacht werden muss, bis das Gehirn "schaltet"

„Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“ (Buddha)


Ich begann plötzlich alles viel positiver zu sehen, dass ich nun bald wieder in einer neuen Klinik von wieder neuen Ärzten behandelt wurde versuchte ich positiv zu sehen! - Vertrauen.
Plötzlich ist alles gar nicht mehr so schwarz, die Sonne scheint endlich wieder!

Ich erkundigte mich im Internet nach Alternativ Medizin, denn für mich steht fest, das eine weitere Chemo, die man ja durchaus auch in Betracht ziehen sollte, nicht die alleinige Lösung meiner Krankheit sein kann. Ich muss erst einmal wissen warum ich Krebs habe.
Viele Interessante Seiten, viele Meinungen und unglaublich viele Wundermittel.

Durch einen Zufall stieß ich auf eine interessante Internetseite.
Ich las einen kurzen Bericht und sah mir anschließend mit meinen Eltern ein Video an in dem ein Heilpraktiker und ein Wissenschaftler das Thema von A - Z durchgingen.
Der Wahnsinn, ist die Lösung wirklich so einfach? Bitterstoffe!
Ich fasse es kurz zusammen. Prognosen der Krebserkrankungen wurden verglichen, früher und heute. Heute ist die Krebsrate um ein vielfaches gestiegen. Warum? Lebensmittel! Viele wichtige Inhaltsstoffe werden den 'gesunden' Lebensmitteln entzogen, um sie haltbar zu machen.
Zucker - die Nahrung für den Krebs, Konservierungsstoff und schmeckt ja auch so gut, süß ist besser als bitter!
Ernährungswissenschaftler sind der Meinung, das Bitterstoffe giftig sind - ja das sind sie, in hoher Dosierung. Die Dosis macht das Gift!

Ich könnte nun noch ewig so weiter machen, aber ich fasse mich kurz. Zucker ist komplett aus meinem Speiseplan gestrichen. Wenn ich mal Heißhunger bekomme, dann esse ich getrocknete Pflaumen oder Vegane Marmelade gesüßt mit Agavendicksaft.
So weit es geht ernähre ich mich Vegan und so viel Rohkost wie nur möglich. Außerdem reinige ich mein Blut mit gewissen Lebensmitteln und esse Bitterstoffe in Form von Keimlingen, Salat und Aprikosenkernen.
Die beiden Stoffe sind wichtig für den Stoffwechsel, ein Wissenschaftler stellte fest, das ein schlechtes Immunsystem, ein schlechter Stoffwechsel nicht nur Ursache für kleine Erkrankungen sondern ebenso auch für Krebs

Meine Mutter setzte während ich mit meiner Arm Op im Krankenhaus lag, alles in Bewegung um mit dem Heilpraktiker, aus dem Video Kontakt aufzunehmen.
Ich telefonierte mit ihm, erzählte ihm einfach alles und ich fühlte mich sofort gut bei ihm aufgehoben. Ich möchte von ihm Therapiert werden, wir machten einen kurzfristigen Termin für den 19.12 aus. Ein Vorgespräch muss stattfinden, er möchte sehen ob ich bereit dafür bin. Wenn er mich nimmt - und ich glaube ganz fest daran werde ich mit dem Zwerg für 8 Wochen nach Süddeutschland gehen müssen. Mir ist kein Weg zu weit, ich werde nun alles tun um gesund zu werden!

Die Flüge sind also gebucht und ich bin furchtbar aufgeregt, im positiven Sinne. Ich freue mich auf den gemeinsamen Ausflug mit meiner Mama und auf das was mich erwartet. Ich weiß, das ich nun den richtigen Weg gefunden habe!

Morgen werde ich aus dem Krankenhaus entlassen, eine Woche genügt auch. Ich werde nun noch weitere zwei Wochen die Schiene tragen, wenn diese ab ist geht es zur Krankengymnastik, ein paar Monate werde ich dann noch einen Kompressionsstrumpf tragen. - in rot! Mut zur Farbe.

Ach ich bin so voller Hoffnung, so gut wie in den letzten Tagen ging es mir schon lange nicht mehr. Nun werde ich noch eine letzte Nacht in meinem Krankenhausbett schlafen und mich auf meinen Zwerg freuen, den ich morgen endlich wieder in meine Arme schließen darf.....

.. bald geschafft.. dachte ich.

Die Tage nach der Chemo waren die Hölle, der ein oder andere weiß sicher wovon ich spreche. Ich erspare mir die Einzelheiten - nur so viel, der blaue Eimer war 5 Tage lang mein treuer Begleiter.

Nach diesen besagten fünf Tagen ging es mir eigentlich wieder ganz gut, ich war zwar etwas matschig aber das war nicht so schlimm!
In dem Arztbrief konnten wir lesen das der Krebs nicht gestreut hat und meine Lunge nach wie vor, frei war. Da hab ich mir gar keine Gedanken drüber gemacht, ich war nicht überrascht. - so schlimm stand es ja auch gar nicht um mich. Die Chemo und Bestrahlung dienten rein der Vorsicht.

Nach zwei Wochen, war die ganze Badewanne dann plötzlich voller Haare, ich bekam Panik und bestellte sofort ein paar Mützen und Tücher, wer weiß wie schnell das nun alles gehen sollte.
Von Tag zu Tag wurde es dann schlimmer, der Zwerg hatte überall Haare von mir und ich konnte sie mir mittlerweile Büschelweise herausziehen.. Es tat gar nicht weh.. Wie in einem Film, genauso wie man es sich immer vorstellte. Ich fand es aufregend,spannend und traurig zu gleich.
Dennoch entschied ich mich sie abzurasieren, bevor das ganze Haus voller Haare war und ich mit dem saugen nicht mehr hinterher komme.
Eine Freundin sagte, so ist es wenigstens mein Werk und nicht das der Chemo. - Ein guter Gedanke.
Mama und Papa schnibbelten gemeinsam an meinen dicken Haaren herum, ein furchtbares Gefühl, ich weinte...
Nachdem dann auch der Rasierer zum Einsatz kam, war das Bild perfekt. - Ich sehe krank aus! Augenringe, blass, aufgequollen durch das ganze Kortison - nicht mal die ganze kotzerei  hat meine Pfunde zum schmelzen gebracht - und nun auch noch einen "Krebskopf".

Nach ein paar Tagen gewöhnte ich mich an den Anblick und lief auch zuhause ohne Kopfbedeckung rum, es juckte alles so fürchterlich. - zu meiner Freude hat sich meine restliche Körperbehaarung ebenfalls von dannen gemacht, somit blieb der Rasierer liegen und ich war plötzlich innerhalb weniger Minuten im Bad fertig. Nach der letzten Chemo verabschiedeten sich meine Augenbrauen und Wimpern auch vollständig, oder das was davon übrig war.. nun sah ich scheiße aus!

Die nächsten Chemos vertrug ich mal mehr und mal weniger gut, einem ist halt einfach Elend zu mute. Ist das ein Wunder? Nach und nach hab ich aber auch mit mehr Langzeit-Nebenwirkungen zu kämpfen. -Heute fast zwei Monate nach der letzten Chemo habe ich immer noch Beulen an den Beinen.

Ich war die ganze Zeit über bei meinen Eltern, ging auch gar nicht anders, denn wir mussten ja versorgt werden, dabei vermisste ich meine Wohnung so.

Die letzte Chemo war ende Oktober, meine Tante die für einen Monat angereist war um uns zu unterstützen, flog Anfang November wieder in ihre Heimat.
Nun stand für mich nur noch die Bestrahlung an und dann habe ich es geschafft!
Ich hatte einen Termin bei Doktor S. in der Strahlentherapie, des UKH's. Endlich mal ein Arzt, der mir Mut machte! Ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart.
Wir besprachen die Nebenwirkungen und wie nun alles weiter geht. 6 Wochenlang 5 mal Bestrahlung. Ich bekam meinen Taxischein und fuhr nun täglich ins AKH. Julia passte in der Zeit auf den Zwerg auf. Ich war auch nie lange weg, denn die Bestrahlung an sich dauerte mit Einstellung nur ca 5 Minuten. Wartezeit vielleicht 10. Das war alles sehr gut organisiert. Ich ging davon aus, das ich zu Weihnachten durch bin und gesund und munter in das Jahr 2014 starten kann, den Krebs hinter mir lassen kann. Dem war aber leider nicht so.

Nach der zweiten Bestrahlung konnte ich einen kleinen harten Gnubbel in meiner Armbeuge ertasten. Da ich ja eh täglich ins AKH musste, zeigte ich diesen sofort Doktor S. er meinte es könnten Gewebeschwellungen oder Lypfknoten sein, denn er fühlte noch zwei weitere Verhärtungen. Er veranlasste ein MRT. - Für mich brach schon wieder eine Welt zusammen, ich wollte doch nur einfach Ruhe haben. Bis zu dem Ergebnis wollte ich positiv denken, ich redete mir ein, da ist nichts, das geht wieder weg.

Ich ging wie gewohnt, zu meiner sechsten Bestrahlung. Bevor ich jedoch bestrahlt wurde, schickte mich eine Ärztin rauf in den Warteraum, Doktor S. wollte mich sprechen.
Plötzlich wurde mir ganz schlecht, mein Herz raste, ich konnte meinen Puls hören.. Ich war klitsche nass geschwitzt. Ich wurde aufgerufen. Doktor S. saß an seinem Schreibtisch, der klitzekleine Funken Hoffnung den ich noch hatte lies ich vor der Tür. Ich erwähnte ja bereits, das man es förmlich riechen kann wenn Ärzte schlechte Nachrichten zu überbringen haben. - ich kannte mich ja mittlerweile aus. Was muss das nur für ein scheiß Job sein!

Doktor S. hat jedoch eine Art an sich, ich kann es gar nicht erklären, er war von Anfang an ehrlich zu mir. Als er mir dann sagte das der Tumor wieder gewachsen sei - ich weinte bitterlich - sah er so mitgenommen aus und ich hatte plötzlich das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen und ihn zu trösten. Ich hatte den Anschein, das er an meiner Geschichte ganz schön zu knabbern hatte. Wie schwer muss es dann sein, so eine Nachricht zu überbringen?
Er machte für mich sofort einen Termin in der SK, das Ding muss raus, danach erst würde weiter bestrahlt werden, dass erhöht die Heilungschancen. Auf meinen Wunsch hin, wurde noch für diese Woche ein CT-Termin vereinbart. Der Gedanke das es gestreut haben könnte lies mich nicht in ruh, die Chemo scheint offensichtlich nicht ihren Dienst getan zu haben. - Das kann mal passiere, danke!

Ich kam an dem Tag des CT's früher in das AKH um meinen Onkologen anzutreffen, den ich schon seit zwei Wochen, aufgrund offener-schmerzender Beine seit der letzten Chemo, versuchte aufzusuchen. Diesmal lies ich mich nicht von der griesgrämigen Tante abwimmeln.
"Doktor T. hat heute keine Sprechstunde"
" Ich weiß, ist er denn im Krankenhaus?"
"Ja, worum geht es denn?"
"Das würd ich gern mit ihm persönlich besprechen"
"ich weiß nicht ob er überhaupt Zeit für sie hat"
"rufen sie ihn an?"
"der ist in einer Besprechung"
So langsam wurde ich aber ungeduldig...

"wie ich eben schon sagte, es ist wichtig und ich möchte ihn JETZT sprechen"
Sie rief ihn an, warum nicht gleich so.. Da muss ich erst mal böse werden.

Ich nahm in dem leeren Wartezimmer platz, fütterte den Zwerg und keine fünf Minuten später stand Doktor T. vor mir.
Ich drückte ihm den Brief der letzten Untersuchung in die Hand, zwischenzeitlich hatte ich den Termin in der SK bei Doktor W. Es sei die letzte Möglichkeit den Arm zu erhalten. Selbst eine Amputation würde das Krebsrisiko nicht lindern. Der Gedanke daran, ekelhaft. Sie wussten allerdings noch nicht wie sie operieren sollten, mussten sich mit plastischen Chirurgen aus dem DK kurzschließen, sie melden sich sobald sie genaueres wissen.

Doktor T. überflog den Brief und sah mich fragend an.
Auf meine Frage wie es denn nun weitergeht ging er gar nicht ganz drauf ein, das würde der Befund zeigen. - Als Onkologe wäre ein wenig Einfühlungsvermögen angebracht! Arschloch.
Ich sagte ihm das heute ein CT von der Lunge gemacht wird, er soll doch bitte in der Radiologie veranlassen das außerdem der Magen gescannt werden soll.
Er hielt ein CT für UNNÖTIG!!!
Ich konnte ihn jedoch davon überzeugen, er rief an und veranlasste ein CT von Thorax und Abdomen. - geht doch.

Auf meine bitte, das in den nächsten Wochen ein Ganzkörperscreening gemacht werden soll.
"sowas machen wir hier nicht, das sei auch nicht notwendig, wenn sich im Thorax Bereich nichts  angesiedelt hat. Außerdem ist das zu teuer, da müssen sie sich ein anderes Krankenhaus suchen!"

Doppelt, dreifach und vierfach ARSCHLOCH!!!!! Und so etwas schimpft sich Onkologe.

Das er sich meine Beine doch bitte noch einmal ansehen soll, winkte er mit einem "da habe ich jetzt keine Zeit für, ich bin in einer Besprechung" ab und verabschiedete sich von mir.


Zwei Tage nach dem CT klingelte mein Handy. Doktor S. Strahlentherapie. Ich zitterte... mir war kalt..
"Frau Sophie, ich würde Ihnen so gern etwas anderes sagen, aber leider leider leider haben sich jeweils im rechten und im linken Lungenflügel zwei kleine Herde gebildet. 6 und 7 mm groß".

Der Zwerg lag auf dem Boden und machte seine ersten krabbelübungen.. und plötzlich seh ich mein ganzes Leben an mir vorbei rauschen,  er strahlt mich an, weil ich ihn ansehe, durch ihn hindurch in die weite ferne Blicke - er weiß noch nicht wie hart und unberechenbar die große weite Welt sein kann. Ich will ihn beschützen, in Watte packen!

Doktor S. lies mir ein paar Minuten um zu verdauen.
"wir kriegen das hin, wir machen sie gesund" - und selbst jetzt wo ich das schreibe kommen mir die Tränen, endlich ein Arzt, der meine Ängste sieht und anerkennt. Und weiß wie man damit umzugehen hat.
Wie es nun weitergeht, ich werde meinen Arm operieren lassen, sobald die Wunden abgeheilt sind, komme ich wieder zur Bestrahlung. Ich soll mich allerdings, sobald ich mich von der Op erholt habe, umgehend bei ihm melden um die zwei Lungen Op's zu planen. - Lungen Op? ich bin überfordert. Ich dachte nun wäre alles vorbei und ich kann wieder Leben!

Vielleicht hat mein Leben aber auch erst hier begonnen....

Mama war im Ausland auf Geschäftsreise, ich rief sie tränenüberhäuft an, ob sie nach Haus kommen kann. - am nächsten Tag war sie da.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Augen zu und durch!

Der Termin im Krebszentrum des UKH's rückte näher.

Ich kann rückblickend gar nicht mehr sagen was zwischen dem Anruf von Doktor S. und dem Termin  passiert ist. Ich hab wohl einfach funktioniert...

In der Onkologie angekommen, ging ich zur Aufnahme, an der eine, sagen wir mal griesgrämige ältere Dame saß. Ist es so, wenn man mit Krebspatienten zutun hat, dass man verbittert? sein lächeln verliert? - Komische Frau.

Der Zwerg unterhielt uns fröhlich im Wartezimmer, ach er ist ein Goldstück!
Wir wurden aufgerufen, Mama ging mit mir, Papa blieb bei dem Zwerg.

Ich erspare mir nun das ganze drum herum.
Wieder zwei neue Ärzte. Fr. Dr. K. Assistensärztin und Doktor T. der Onkologe. Beide lächelten mich an, meine Güte hat mich das aufgeregt, das ist wohl der Denkbar schlechteste Zeitpunkt um einer Krebspatienten, die 3000 € Beißerchen entgegen zu halten! - Alle beide unten durch!

Ich erzählte also zum tausendsten mal, wie ich nun bei ihnen im Krebszentrum gelandet bin, obwohl sie das ja eigentlich schon wussten...
Doktor T. redete gar nicht lang um den heißen Brei herum, eine Chemotherapie wäre bei dieser Krebsart ratsam, anschließend Bestrahlung.

Da schaltete sich mal wieder mein Kopf aus. Bisher hieß es doch EVENTUELL eine Chemotherapie und ganz sicher eine Bestrahlung.
Meine Mutter hatte offensichtlich den selben Gedanken und hakte nach. Doktor T. faselte herum das die Krebsart so selten sei etc. etc.

Mama wurde sauer und fragte nun endlich mal um WAS für einen Krebs es sich denn nun handelt. "Ach das wussten sie noch gar nicht? Wir haben ihn heute morgen aus Jena angefordert!"  - Da versteh mal einer die Logik der Ärzte.

Weichteilsarkomrezidiv Ellenbeuge links ED 08/13
Undifferenziertes spindelzelliges Sarkom (NOS) G3, keine t(x;18)
Größe Rezidiv: 4,5 x 4cm
Stadium: pT1, cM0 pVo pL0, marginal R0


Undifferenziert, bedeutet soviel, wie man wüsste immer noch nicht zu 100% um was für ein Sarkom es sich handelt. G3 bedeutet, sehr bösartig.
Außerdem wurde mit zu wenig Sicherheitsabstand operiert, daher die Chemotherapie. Die falschen Vorbehandlungen, können außerdem verursacht haben, das sich Krebszellen ausbreiten konnten.

Ich habe ein Baby......

Ich verließ den Raum, verabschiedete mich knapp und lies die "weißen Kittel" und Mama zurück.


Ich wollte nicht allein sein. Der Zwerg und ich schliefen vorerst bei meinen Eltern.
Abends sitze ich mit dem Zwerg in Papas Sessel und stille den Zwerg, mich überkommt bittere Traurigkeit, Hilflosigkeit, ich will nicht aufhören zu stillen, ich muss ihn schon nach 3 Monaten "gehen" lassen.
Und in meiner bitteren Traurigkeit lächelte mich mein Engel an und gab mir die Kraft die ich in diesem Augenblick brauchte.

Am nächsten Tag rief ich im Tumorzentrum an, ich entschied mich für die Chemotherapie. Es sollte bereits nächste Woche losgehen, 6 Wochen nach einer Op ist der beste Zeitpunkt.

Ich hatte also eine Woche Zeit, den Zwerg an die Flasche zu gewöhnen, mich an die Flasche zu gewöhnen. Ich hab so viel geweint in der Zeit, es wunderte mich, das ich überhaupt noch weinen konnte!
Das alles überforderte mich so sehr, ich bin Jung, grad Mama geworden und nun muss ich meinen Zwerg schon allein lassen. Drei Tage, das sind Welten, in der Entwicklung eines Babys.

Für mich war es ganz furchtbar ihn allein zu lassen, ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühlte, ich versuchte positiv zu denken, was sind schon ein paar Tage, gegen ein ganzes Leben!?
Er blieb bei meiner Tante. Dort war er gut aufgehoben.

Der Tag der ersten Chemo war also gekommen, Mama fuhr mit mir ins AKH.
Da meine Blutwerte noch untersucht werden mussten und die Chemo noch bestellt werden musste, verbrachte ich eine weitere Nacht im Krankenhaus, am nächsten Tag sollte es los gehen. Doktor A. der Stationsarzt klärte mich über alles auf, geplant waren vier Zyklen Doxorobicin/Ifosfamid. - Was ich mich heute frage, wenn sie gar nicht genau wussten um was für ein Sarkom es sich genau handelt, woher wussten sie dann, welche Medikamente die richtigen sind?

Ich entschied mich gegen eine Eizellen-Entnahme, ich habe ein wunderbares Kind, für das ich gesund werden muss!
Trotzdem schluckte ich bei dem Thema.
Das mir die Haare ausfallen werden war mir von vorn herein klar, meine Haare waren durch die Schwangerschaft sehr kaputt, vielleicht ist es also ganz gut, das sie danach ganz gesund nachwachsen können. Trotzdem fiel es mir schwer mich demnächst von ihnen trennen zu müssen.

Ich bekam meinen ersten Cocktail, das Docorubicin ist knall rot und wird mit einer spritze, über den Zugang in die Vene gespritzt, der Arzt muss dieses streng überwachen, wenn die Vene platzt kann das Docorubicin die Haut verätzen. - Ganz toll.
Ich fühlte mich, als hätte ich ein paar Gläser Sekt zu viel getrunken, mit einem bitteren Beigeschmack. Ich lallte und schlief wie ein kleines Baby. Ach ich vermisste den Zwerg

Am nächsten Tag sollte noch ein CT von der Lunge gemacht werden, um sicher zu gehen das es nicht gestreut hat. Ich wurde abgeholt, mit einem Krankenstuhl, sehr gut denn ich fühlte mich elend, ich konnte schlecht sehen und war immer noch etwas "betrunken". Beim Einspritzen des Kontrastmittels platzte mir die Vene, besser jetzt als nachher beim Doxorubicin! Ich bat darum, das mir ein Port eingesetzt wird, das würde mir vieles erleichtern.
Die Assistenzärztin Informierte mich über die Op, diese ist aber erst für den nächsten Zyklus geplant, es würde wohl nicht während der Chemo funktionieren aufgrund der Blutwerte.
Also suchten wir eine Vene.. und suchten.. und piekten.. und suchten und piekten!
Gern hätte ich die blöde Nadel genommen und dem blöden "blau Kittel" ebenfalls in den Arm gepiekt! - ja die Schwestern und Pfleger tragen blau.
Mir stand ja nur der rechte Arm zur Verfügung und meine Venen waren durch die Schwangerschaft schon so schlecht.
Wir fanden eine und sie hielt auch die letzten zwei Chemos, plus Vorlauf und nach Bewässerung.
Ich schlief und schlief und schlief, mir ging es gar nicht gut.
Ich war froh das meine Mutter mich am fünften Tag abholte. Die Autofahrt war schrecklich, aber ich überstand sie, ohne große Zwischenfälle.
Lena kam mir mit dem Zwerg entgegen gelaufen, er trug einen weißen Body, er sah aus wie ein kleiner Engel! Ich sah immer noch alles verschwommen, doch ich sah einen kleinen Engel in ihren Armen. Ich nahm ihn ihr ab und schloss ihn in meine Arme, Mama ist wieder da...

...doch kein Ende in Sicht..

... drei Wundervolle Wochen vergingen, ich habe viel mit dem Zwerg unternommen, wir waren schwimmen, Freunde besuchen, ich hab ihm alles gezeigt. Er hat zwar das meiste verschlafen, aber so ist das halt, als Baby!
Die große neu Welt, so aufregend und spannend, voller Hoffnung...

3 Wochen später bekam ich ein unangenehmes stechen in meinem Arm, "das Ding" ist wieder größer geworden. - Hat das denn nie ein Ende!?
Ich rief sofort in der SK an und vereinbarte einen Termin für den kommenden Montag, bei Doktor W.
Mir war klar das ich operiert werde, dass hatten wir ja schon besprochen. Ich ging allerdings davon aus, das ich wie beim letzten mal nach der Op wieder nach Hause kann. Wunschdenken!

Gemeinsam mit Mama und dem Zwerg bezogen wir ein Zweibettzimmer. Am nächsten Tag wurde überraschend ein Op-Termin frei. Doktor W. wollte schnellst möglich operieren, denn es wächst schnell. Der Zwerg durfte mit, da ich ihn  Stillte, ein Glück denn nur der Gedanke daran ihn allein zu lassen.. nein.. 

Im Aufwachraum stand Doktor W. neben meinem Bett, "Es ist alles gut verlaufen, wir haben alles draußen". - Gott sei Dank!
"Die Schiene bleibt 3 Wochen dran". - wumms, schlag ins Gesicht!

Wie soll ich mich denn nun um den Zwerg kümmern?? Meine Eltern versicherten mir, das wir eine Lösung finden.
Mir ging es sehr schlecht, nicht weil ich schmerzen hatte, diese hielten sich in Grenzen, sondern weil mich diese tausend Untersuchungen, Op's, ständig andere "weiße Kittel" und nun, wie ich die nächsten Wochen rum bekomme und wie ich den Zwerg versorgen kann. 


Im laufe der Zeit, verändert sich das Blickfeld, Dinge die einst so schlimm erschienen sind heute Kleinigkeiten. Dinge die einst so wichtig waren, sind heute unwichtig.. 

Ich stellte bei der Krankenkasse also einen Antrag auf Haushaltshilfe. Diese bekam ich auch, zwei Frauen betreuten den Zwerg und mich tagsüber, Nachts schlief Mama bei mir.
Kirstin und Julia, beide 60 Jahre alt.. Mit der einen verstand ich mich mehr, mit der anderen weniger! 
Wie ich eben schon schrieb, man ändert sein Blickfeld! Ich war nicht immer fair zu den beiden, denn in diesem Augenblick und dieser Situation, wollte ich einfach nur mein Kind für mich allein haben! Mich allein um ihn kümmern, ihn wickeln, tragen, kuscheln, meinen Haushalt machen und einfach Ruhe haben, für mich und mein Kind! Das ging aber nicht...
Ich kann nicht sagen weshalb, aber ich hatte fürchterliche Verlustängste, man könne mir mein Kind weg nehmen. Sobald einer der beiden den Zwerg auf dem arm hielt, rutschte mir das Herz in die Hose  - sie könnten ihn fallen lassen, was ist wenn sie mit ihm die Treppe herunter fallen, der body ist falsch zugeknöpft, die Windel ist zu eng, zu viel Creme am Po!

Und. Der Fußboden ist nicht richtig gewischt, die Fenster haben streifen, staub liegt immer noch überall rum, der Spiegel ist dreckig, sie hat einen Fleck auf der Hose, ihre Haarfarbe passt mir heute nicht!

negativ. negativ. negativ..... Aber ich konnte einfach nicht anders, ich brauchte einen schuldigen, den ich für alles verantwortlich machen konnte! - Herrgott, die beiden sind selbst Mütter!!!

Meine Eltern versuchten mir Mut zu machen, das ich ihnen doch einfach eine Chance geben soll und auch das gute im Menschen - versuchen - zu sehen!

Sagen wir mal so, ich habe mich mit den Damen arrangiert, Julia ist heute eine sehr liebe Freundin der Familie, sie liebt den Zwerg und ist für mich ein ganz wertvoller Mensch, aber soweit bin ich noch nicht.

Schnell ging es mit meinem Arm vorwärts und obwohl ich ihn noch nicht belasten durfte, tat ich es, denn es tat nicht weh. Und somit schloss ich meinen kleinen Engel in meine Arme...

3 Wochen nach der Op - einige mögen sich wohl denken, die stellt sich an, drei Wochen gehen doch schnell um, aber wenn man 24 stunden sieben Tage die Woche jemanden um sich herum hat "bemuttert" wird, ist man einfach nur froh wenn man allein ist...

... ging es zum Fäden ziehen in die SK und zur ausführlichen Befundbesprechung, denn nun konnten sie das ganze "Ding" in die Pathologie nach Jena schicken.

Doktor S. war begeistert von meiner Wundheilung, der Befund sei aber noch nicht ausführlich besprochen worden, außerdem stehe noch ein Test aus der wichtig sei, was sie aber sagen können, es ist definitiv ein bösartiges Weichteilsarkom, 
Ich weine mal wieder... Ich hab viel geweint in dieser Zeit, aber es muss auch raus!
Ich habe mal wieder auf die erlösenden Worte gehofft, "Es war ein großer Irrtum, es ist gutartig, sie sind gesund".
Dann wäre ich nachhause gefahren, hätte diverse Ärzte verflucht und meine Welt wäre in Ordnung gewesen. - Wäre sie das wirklich?

Wir verließen die SK, Doktor S meldet sich bei mir, sobald der schlussendliche Befund da sei.

Zwei Wochen vergingen und ich versuchte einfach nicht daran zu denken, ich fühlte mich gut, da kann ich ja nicht krank sein. 


Anne kam mich und den Zwerg für ein Wochenende besuchen. Das Wetter war einfach toll, eir gingen spazieren, schwimmen und ließen es uns Abends wenn die Zwerge schliefen, bei einem Gläschen Alkoholfreien Sekt, gut gehen.
Schön das wir mal wieder alle zusammen waren.

Donnerstag bin ich mit dem Zwerg in den nächsten Ort zur Krankengymnastik gefahren, ich war in meinen Bewegungen noch etwas eingeschränkt, das Gelenk etwas versteift, aber das bekamen wwir wieder hin. 
Als ich wieder im Auto saß, sah ich das ich einen Anruf auf dem Handy hatte, Hamburger Vorwahl, das kann nur Doktor S. sein. 
Mein Herz fing an zu rasen, ich rief aber nicht zurück. In dem Augenblick war alles perfekt, das wollte ich mur nicht kaputt machen. 

Ich fuhr zu meiner Tante Jette, ich habe für den Zwerg ein paar Homöopathische Mittel bestellt, da wollten wir die Wirkung und Dosierung besprechen, denn sie kennt sich auf diesem Gebiet sehr gut aus. 

Ich war schon halb auf dem Sprung, da klingelte mein Handy erneut, Tante Jette kümmerte sich um den Zwerg und ich nahm das Gespräch entgegen. 

Man hat ja meist schon eine Vorahnung, außerdem hatte ich einen fürchterlich dicken Kloß im Hals und konnte kaum sprechen.
Doktor S. fragte ob ich sitze - Danke, sie brauchen gar nicht weiter reden.

Der eindeutige Befund noch nicht da, es fehlt immer noch der eine Test. Die Pathologen raten jedoch zu einer Bestrahlung und evtl. Chemotherapie. Er hat mir bereits im UKH bei einem guten Onkologen einen einen Termin gemacht. Stille, "Frau Sophie? geht es ihnen gut?" 

BESTRAHLUNG ??!!?!!!??!!!!

CHEMOTHERAPIE !!!???!!!???!!

Bisher haben wir immer nur von einem Tumor gesprochen, aber nicht von Krebs! 
Ist es das selbe, ist ein Tumor Krebs? Ist Krebs ein Tumor?

Ich berappel mich etwas, bedanke mich für die Info, entschuldige mich, da ich nicht sprechen kann, Doktor S. wünscht mir alles gute, ich soll mich melden wenn ich Hilfe brauche. Wir verabschieden uns.


Ich weine, meine Tante weint, wir liegen uns in den Armen. Der Zwerg weint.. wohl Hunger...

Ich sitze im Auto auf dem Weg nachhause, Papa ist schon auf dem Weg zu mir. 
Vor lauter Tränen sehe ich kaum etwas, ich schluchze, ich will schreien - aber der Zwerg schläft!

Ich bin wütend auf mich, auf die scheiß "weißen Kittel", auf den scheiß Krebs, meinen scheiß Krebs, den scheiß Tumor, meinen Scheiß Tumor.

Der einzige Lichtblick in diesem Augenblick ist mein Sonnenschein und ich weiß das ich für ihn kämpfen muss! Für ihn und für mich! Denn ohne mich gibt es ihn nicht und ohne ihn gibt es mich nicht. 
Wir gehören zusammen - Mutter und Kind, voller liebe und Hoffnung...

Mittwoch, 11. Dezember 2013

..nicht so gute Nachrichten..

Wir haben mittlerweile Ende Mai, die ersten Tage als Mama sind so aufregend, ich bin so verliebt und so voller liebe, der Zwerg, mein Engel, ich muss ihn Tag und Nacht ansehen. Er ist das hübscheste und süßeste Baby das ich je gesehen habe. - eine Mama weiß was in mir vorging!

Noch im AKH auf der Wochenbettstation reißt mich das klingeln meines Handys aus dem "Liebesrausch".
Der Chirurg der mich eine Woche zuvor operierte, bat mich bis kommenden Montag im Krankenhaus zu bleiben, denn sie müssten noch ein paar Untersuchungen machen, auf meine Frage weshalb das nötig sei, kam als knappe Antwort "das besprechen wir am Montag". Schon komisch, aber ich befasste mich nicht weiter damit, denn der Zwerg bekam Hunger.

Am Montag kam eine Schwester zu uns ins Zimmer mit einer Flasche Kontrastmittel, welches ich doch bitte innerhalb einer Stunde austrinken sollte. - Und wiedermal wusste ich weder worum es geht noch was mit mir veranstaltet wird..

Eine Stunde später wurde ich abgeholt und ließ zum ersten mal meinen Zwerg allein, mir blutete das Herz, doch bei meiner Mutter wusste ich ihn in guten Händen.
Wir kamen in der Radiologie an, ein CT sollte gemacht werden. Ob ich mich auf den Bauch legen könnte - ich habe vor 4 Tagen entbunden, natürlich kann ich mich auf den Bauch legen!!!
Mir wurde ein Zugang gelegt um außerdem noch Kontrastmittel über die Vene einzuspritzen - wie schön das mir morgens der Zugang gezogen wurde.
Danach wurde noch ein MRT gemacht und ich durfte wieder zu meinem Zwerg. Ich kann gar nicht so genau sagen, was während den Untersuchungen in mir vorhing, gut im MRT hab ich einfach nur versucht durchzuhalten und an den Zwerg gedacht, denn es war so eng und ich habe Platzangst, aber wie!

Ein paar Stunden später habe ich die Abschluss Untersuchung bei dem Gynäkologen gehabt, der Chirurg kam mit hinzu und ich bekam auf einmal ein ganz mulmiges Gefühl. Man sieht Ärzten an, wenn sie schlechte Nachrichten zu übermitteln haben. Er warf mit fachbegriffen um sich und faselte um den Heißen Brei herum, kurzum, ich hatte einen Tumor.
Da schaltete sich mein Kopf dann erst mal aus, mir schossen Tränen ins Gesicht, heiß kalt heiß kalt, mein Baby...
mein Baby...
mein Baby...
Werde ich ihn aufwachsen sehen.... Mir schossen Bilder von Der Beerdigung meines Onkels durch den Kopf...
Ich kann den Zwerg doch nicht allein lassen...

Ich habe bereits erwähnt, das ich nichts beschönigen werde und meinen Gefühlen freien lauf lasse. Ich weiß mittlerweile das es nichts wichtigeres gibt als positiv zu denken, doch auch das muss man lernen..
Ich stand zwischen dem gerade erwachtem Leben meines Kindes und meines Todes, warum um alles in der Welt muss das gerade jetzt passieren? Ich bin so jung und grad Mama geworden und möchte doch einfach das Leben mit meinem Kind genießen...

Irgendwann schaltete sich mein Kopf wieder ein, der Befund sei noch unklar, es sieht aber eher nach einem bösartigem Tumor aus. Der Chirurg verabredete mit mir einen Termin für den kommenden Freitag um den genauen Befund zu besprechen, die Pathologie brauchte noch etwas Zeit...

Weinend unterzog ich mich also meiner Abschlussuntersuchung und wir fuhren nach Haus.

Ich war überglücklich,todtraurig und voller Angst zugleich... Meinen Eltern ging es natürlich überhaupt nicht gut, aber es ging hier um mich und ich wusste weder vor noch zurück..

unwirklich, ja das trifft es, es kam mir alles so unwirklich vor.

Ich schrieb noch im Auto, einer lieben Freundin, wir kennen uns aus unserer Babygruppe, Susann.
Sie ist ebenfalls an Krebs erkrankt... Ich weiß nicht weshalb ich ihr schrieb, ich fühlte mich indem Moment gut bei ihr aufgehoben, sie hat das selbe durchgemacht und weiß mit der Situation umzugehen... Geteiltes Leid ist halbes Leid!?

Was rede ich, niemand kann einem Tipp's geben, wie man in so einer Situation handelt.
Aber es gibt liebe Menschen, die einen Auffangen, Mut zusprechen und halt geben können. Und das tat sie!

Wir beschlossen uns alle, als Familie, den nächsten Termin abzuwarten und es nun dabei erst mal beruhen zu lassen. Der Zwerg war natürlich die beste Ablenkung.

Wir packten Geschenke aus, bekamen Besuch und machten unsere ersten Spaziergänge.
Ich wollte ihn der ganzen Welt zeigen, so stolz war und bin ich!
Endlich klappte auch das stillen, dank meiner Mama die mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Es gibt nichts schöneres zwischen einer Mutter und ihrem Kind, diese enge Verbundenheit.
Leider musste ich 3 Monate später abstillen, aber dazu später.

Der Freitag rückte näher und wir fuhren ins AKH. Meine Eltern natürlich an meiner Seite. Dort mussten wir unglaublich lange warten. Der Zwerg weinte, bekam Hunger, zu der Zeit hat es noch um die 40 min gedauert bis er satt war, das war also alles sehr stressig für uns alle.
Wir wurden von einer Ärztin aufgerufen die ich nicht kannte, sehr direkt! Sie kam direkt auf den Punkt, sie hätten meinen Fall in der Tumorstunde besprochen, es ist bösartig aber um was genau es sich handelt wüsste man noch nicht. Gewebeproben wurden nach Jena geschickt und dort in der Pathologie in Einzelteile zerlegt.

Ich weinte.. wiedermal.. ich dachte nun wird alles gut, sie würden mir sagen es war einfach nur ein Fettgeschwür.. was weiß ich...

Die Ärztin versuchte mich aufzumuntern, die Untersuchungen haben ergeben das sich keine Metastasen gebildet haben, es hat also nicht gestreut, im Arm befanden sich allerdings noch Tumorreste, es müsste evtl. eine nach Resektion stattfinden. Sie hat für mich bereits einen Termin in einer Spezialklinik gemacht, bei einem Tumorspezialisten. Montag.


Der Termin am Montag munterte uns alle etwas auf, nahm uns die Angst etwas. Das Ding in meinem Arm war mittlerweile wieder etwas gewachsen, behinderte mich jedoch nicht.
Doktor W. ein älterer Herr, liebevoll und einfühlsam, er war bereits über alles informiert, er war von dem Zwerg ganz hin und weg.
Doktor W. und sein Kollege Doktor S. bei dem ich mich ebenfalls gut aufgehoben fühlte schauten sich die Bilder des MRT's und des CT's an.
Der Befund aus Jena war mittlerweile auch eingetroffen, undifferenziertes spindelzelliges Sarkom, eher unklarer Struktur. Sprich es kann alles oder nichts sein. Da sie nur eine kleine Gewebeprobe hatten kann man dies nicht genau sagen. Doktor W. drückte und zerrte an meinem Arm herum. "wenn es so bleibt, lassen wir es so, wenn es größer wird muss es raus".

Das waren doch eigentlich gute Nachrichten, ich bekam einen Kontrolltermin in 6 Wochen und fuhr zwar mit einem etwas mulmigen, aber doch recht gutem Gefühl nach Haus.
Dort angekommen schmiss Paps erst einmal den Grill an, wir ließen es uns gut gehen.


Ich und der Zwerg waren meine Freundin Anne in Hamburg besuchen, haben einen schönen Tag verbracht. Die Zwerge schenkten sich jedoch noch keinerlei Beachtung, meiner war ja auch erst vier Wochen alt....



Jede Träne hat ihre Bedeutung....

... Es gibt Dinge, die erscheinen einem so weit weg, so weit entfernt.. Das "meine Gesichte" in so unmittelbarer Nähe war, hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht.

Rückblick

Ich heiße Marie Sophie, bin 21 Jahre alt und schiebe eine dicke Kugel und etliche Kilos zu viel durch die Gegend. Kurzum, ich erwarte einen wundervollen kleinen Jungen! Ich bin in der 25. Schwangerschaftswoche und gerade in meine neue Wohnung gezogen. Ich bin alleinerziehend, habe eine turbulente Zeit hinter mir, Trennung, Umzug, wie werde ich das Klavier los, wie sag ich's meinen Eltern etc. Aber für alles gibt es eine Lösung, ich habe eine wunderbare Familie, die mich In allen Lebenslagen unterstützt, und somit bin ich in ein kleines Dorf, in der nähe von Hamburg, in die nähe meiner Eltern in eine schöne 3-Zimmer Wohnung gezogen.

Mitte/Ende Mai hatte ich den nächsten Nachsorgetermin, außerdem sollte der große Zuckertest gemacht werden, alles Routine. Da ich eine minimale Abweichung zu dem Normwert hatte, wurde ich zu einer  Diabetologin überwiesen.
Schnell habe ich mich um einen Termin gekümmert, denn dem Zwerg soll es an nichts fehlen, ihm soll es gut gehen.
Ich erspare mir nun die großen Erklärungen, wie so ein Test abläuft, denn im Grunde geht es hier nur um die Blutentnahme. - meine Werte waren bestens.

ca. 4 Tage nach der Blutentnahme bildete sich in meiner linken Ellenbeuge ein kleiner blauer Bluterguss, wird wohl an der "rumstecherei" der etwas unfähigen Ärztin gelegen haben. Das diese mir evtl. das Leben und das meines Kindes gerettet hat, da hätte ich im Leben nicht dran gedacht! Zu dem Zeitpunkt überwog einfach nur die Wut, weshalb eine Ärztin kein Blut abnehmen konnte. Der Scheinbare Bluterguss wurde innerhalb weniger Tage größer, nun hatte ich eine etwa 2x1cm große Beule, er schmerzte nicht, aber störte etwas in den Bewegungen. Meine Frauenärztin ging von einem Abszess oder Fettgeschwür aus, welches mithilfe einer Creme innerhalb weniger Tage "platzen" sollte.

Ich kümmerte mich also erst mal um den kauf des Kinderzimmers, denn viel Zeit blieb mir nicht mehr, der Zwerg sollte bald in meinen Armen liegen, ich war so aufgeregt, mir ging alles nicht schnell genug. Ich hatte etwas Sorge das ich nicht fertig werden würde, es sollte alles perfekt sein, für meinen kleinen Engel -und das wurde es auch! Ein wunderschönes Kinderzimmer.

Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wann ich mich dazu entschloss meinen Hausarzt aufzusuchen, es müsste Anfang/Mitte April gewesen sein. Der scheinbare Bluterguss wurde zwar nicht größer, aber er schmerzte mittlerweile.
Ich wurde mit verdacht auf einen Abszess und den Worten "davon muss ein Ultraschall gemacht werden", zum Chirurgen überwiesen.

Mit der bitte, das es für mich sehr wichtig sei, da ich schwanger bin, bekam ich noch am selben Tag einen Termin bei Doktor J.
Mein Vater fuhr mich in die RK, einen Ort weiter und wartete auf mich im Wartezimmer.

Doktor J. war sehr nett und verständnisvoll, denn ich brach sofort in Tränen aus als er den Raum betrat, warum weiß ich nicht, schwanger halt!
Normalerweise hätte man den Arm röntgen müssen, da ich meinen Zwerg aber noch in meinem Bauch trug, ging dies natürlich nicht. bzw. das Risiko, dass das Baby dann doch ein paar Strahlen abbekommt zu groß sei.
- warum allerdings kein Ultraschall gemacht wurde verstehe ich bis heute nicht, denn dann hätte meine Geschichte wahrscheinlich einen ganz anderen Lauf genommen. Aber dazu später.

Unter lokaler Betäubung wurde der "Abszess" geöffnet (und somit auch Tür und Tor, wie meine Mutter zu sagen pflegt). Betäubung, ein schönes Wort, besonders wenn sie nicht oder nur halb wirkt. Nun ja, ich war tapfer und konnte stolz auf mich sein.
4 tagelang kam ich zum Verbandswechsel und zum säubern der Wunde, alles sah gut aus und Doktor J. wünschte mir alles gute für die bevorstehende Geburt.

Nach einer Woche jedoch entzündete sich die Wunde, ich fuhr sofort wieder in die Rk, ohne Termin. Nach bitten und betteln durfte ich mich ins Wartezimmer setzen. "kann aber dauern". schön, ich habe Zeit!

Doktor J. rief mich recht schnell auf, schaute kurz auf die Wunde und speiste mich mit den Worten: "eine Schwellung und Rötung sei normal, gedulden sie sich!" ab und ich fuhr enttäuscht, missverstanden und sauer nach Haus.
Eine weitere Woche später, sah es gar nicht mehr so rosig aus, ich hatte schmerzen und bin somit wieder zu meinem Hausarzt, da ich etwas unsicher und Hilflos war, da Doktor J. die Woche zuvor so uneinsichtig war. Mein Hausarzt rief Doktor J. also an mit der bitte sich meinen Arm noch einmal anzuschauen - gesagt, getan.


Das kann nun endlos so weitergehen, doch ich möchte hier niemanden langweilen, jedoch beschönigen möchte ich auch nichts. ich war also noch einige Male bei Doktor J. um meine Wunde öffnen, säubern und neu verbinden zu lassen. Mir ging es in der Zeit sehr schlecht. Natürlich war ich aufgeregt und voller Vorfreude auf meinen kleinen Sonnenschein, doch die Geschichte mit meinem Arm belastete mich sehr, denn ich habe die letzten Wochen der Schwangerschaft dadurch so gut wie gar nicht genießen können, ich war sehr eingeschränkt, habe aber versucht das beste aus der Situation zu machen!

Die nächsten und letzten Ultraschalluntersuchungen bei meiner Frauenärztin waren aufregend und spannend, es hieß, der kleine Mann würde früher als erwartet kommen, man hätte sich wohl verrechnet. Ich war erleichtert dies zu hören, denn, so traurig das auch klingt aber ich konnte nicht mehr. Meine Blutwerte waren nicht sonderlich gut und ich war voller Wasser, konnte mich kaum bewegen. Meine Ärztin, die mich in der Arm Geschichte auch sehr unterstützt und mir Mut gemacht hat, überwies mich in das AKH in dem ich Entbinden wollte, dort hat meine Mutter mich zur Welt gebracht, ein schönes Gefühl.
Ich fühlte mich dort sofort gut aufgehoben, Doktor G. der Oberarzt der Gynäkologie, ein toller Mann, nahm meinen Wunsch, wenn sich der Zwerg nicht bald allein auf den Weg macht, einzuleiten, sehr ernst und besprach mit mir alle Einzelheiten, es würde dem ganzen nichts im Wege stehen, aber zwei Wochen wollten wir ihm noch Zeit geben, zum anderen sahen meine Entzündungswerte nicht gut aus, das sollte vor der Geburt abgeklärt werden.

Kaum saß ich mit meinem Vater im Auto, flossen die Tränen, unglaublich bald werde ich dieses kleine Wunder welches ich so lang unter meinem Herzen trug, in meinen Armen halten können, es lieben und beschützen und eine wundervolle Mutter sein können! Ich war überwältigt, die Gefühle fuhren Achterbahn.

Zwischen dem ganzen Desaster, bekam meine Freundin Anne ihren Sohn, ein Goldstück.
Ein Zufall, oder Schicksal, wir haben uns für einige Jahre aus den Augen verloren. Heute, ein paar Monate später kann ich sagen wie wichtig so kostbare Menschen sind, Engel, das man sie behüten und schützen muss. Freundschaft bedeutet nicht, das man sich täglich sehen muss, wir sehen uns selten, aber ich weiß das sie immer da ist und das ist es was zählt.
In unserer "Jugend", sind wir auf zig Partys gewesen, jeder kannte uns, wir wussten wo an welchem Wochenende etwas los war, wir kannten kein halten, waren das ein oder andere mal auch etwas leichtsinnig, aber hey wir sind jung und probieren aus! Eine tolle Zeit an die wir beide gern zurück denken und viel drüber lachen können. Mal ganz abgesehen davon, das wir unsere Eltern das eine oder andere mal in den Wahnsinn getrieben haben - heute können wir zwei jungen Muttis das wohl verstehen.

Durch einen Zufall habe ich in einem Internetportal gelesen das sie ein Kind erwartet, ich war erstaunt und hab sie direkt kontaktiert und somit sind wir uns wieder etwas näher gekommen, das ich zu dem Zeitpunkt schon fast schwanger war hätten wir wohl beide nicht gedacht! Aber wie der Zufall so will, habe ich einige Wochen später einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen gehalten! Ein Wunder! Wir verbrachten also die Schwangerschaft mit allen höhen und tiefen, heulend und lachend zusammen.
In Hamburg war Dom (Kirmes), wir kugelten also gemeinsam über das Heilige-Geist-Feld und stopften uns mit den schönsten Leckereien voll die wir finden konnten. Immer wieder mussten wir lachen, denn vor nicht allzu langer Zeit schlenderten wir etwas betrunken und mit Sektflaschen hinüber und gingen anschließend auf dem Kiez feiern. Wir werden nun erwachsen!
Wir sind beide in der Schwangerschaft umgezogen, beide ohne Mann, also volle Entscheidungsfreiheit was die Einrichtung betrifft. Nicht nur einmal sind wir shoppen gewesen. Erstaunlich, was so alles in einen Kleinwagen herein passt, nicht zu vergessen, plus zwei dicke Mamas.
wie oft waren wir im Kino, durch Anne habe ich die liebe zu der Twilight-saga gefunden, ein Film nach dem anderen haben wir geguckt. Wir sind davon ausgegangen, wenn die kleinen erst einmal auf der Welt sind sehen wir uns regelmäßig und die zwei können zusammen aufwachsen, spielen etc. Manchmal kommen Dinge eben anders, seit die Zwerge auf der Welt sind haben wir uns leider erst ein paar mal gesehen! Aber wie ich eben schon schrieb, wir wissen das wir da sind!



Mein Weg führte mich also wiedermal zu Doktor J.
Der Arm sah dies mal noch schlimmer aus als die Male davor, daher wohl auch die schlechten Entzündungswerte, diesmal sah auch er etwas erschrocken aus.
Er rief im AKH an um mit meinem Gynäkologen Doktor G. zu sprechen wie er nun am besten vorgehe, denn es wird ihm nun zu heikel, er weiß nicht mehr was es ist. Ich war natürlich am weinen, weil ich einfach nur endlich ruhe wollte!
Ich wurde von Doktor J ins AKH überwiesen, "die Chirurgen sollen sich das angucken, das muss raus".
Ich fuhr mit meinem Vater nachhause um meine Sachen zu packen und anschließend ins Krankenhaus.
Dort sind wir direkt in die völlig überfüllte Notaufnahme stolziert, diese befindet sich im Keller, wohl bemerkt. -Ich glaube einige von euch wissen, das diverse Dinge in unserem Gesundheitssystem gewaltig schief laufen, das Es Ärzte gibt, die meinen sie wären Gott und den Patienten als Gegenstand bezeichnen oder ihn so behandeln, das Menschliche wird hierbei völlig außer acht gelassen! "Die weißen Kittel" wie ein Mädchen, in etwa meinem alter und einer ähnlichen Situation schrieb, sie schlüpfen aus der Rolle des Arztes, in ihre privat Kleidung und gehen nach Haus, in ihre heile Welt. Ob sich ein Doktor J. oder Doktor G. oder wie sie alle heißen, noch den Kopf über mich zerbrechen wenn sie Feierabend haben? Das würd mich brennend interessieren, aber ich schweife ab. Es gibt eben Ärzte und Ärzte, sie sind auch nur Menschen! - Wir als Patienten aber auch!

Ich warte also in dem stickigem Keller-Wartezimmer der Notaufnahme und warte darauf das ich endlich aufgerufen werde, meine Laune war auf dem absolutem Tiefpunkt, denn Offensichtlich hat der ein oder andere Wartegast etwas Knoblauch gegessen und wohl vergessen das man sich täglich und nicht nur einmal die Woche wäscht. Kurzum, ich bin schwanger und mir war zum kotzen zumute.
Hätte mich die "nette" Schwester nicht aufgerufen hätte ich meinem schwangerenthemperament plus Hormonen wohl freien lauf gelassen. Tief durchatmen. Ich wurde in einen kleinen Nebengang gebeten, dort wurde Fieber und der Blutdruckgemessen, dann fragte sie mich weshalb ich denn dort sei. Da bin ich geplatzt, ich habe fürchterlich geweint, ich konnte meine Tränen einfach nich zurück halten, und sie gefragt warum in Gottes nahmen sie sich nicht einfach den Bericht durchlesen würde. Da hab ich wohl etwas über reagiert, denn ich denke das ist nicht ihre Aufgabe, ich brauchte trotzdem jemanden an dem ich meine Wut auslassen konnte. Mein Kreislauf versagte etwas, also wurde für mich ein Bett geräumt. Hinter einem Vorhang lag offensichtlich eine etwas verwirrte ältere Dame, eine Ärztin sprach mit ihr, das ihr Knie operiert werden müsse, die Dame verstand aber nichts weil sie ihre Hörgeräte nicht an hatte und zudem etwas unter schock stand, auf die bitte, das ihre Tochter angerufen werden soll wurde gar nicht drauf ein gegangen, sie tat mir leid, die Ärztin ging weg und kam einfach nicht wieder. Irgendwann rief die Dame, ob jemand da sei, mein Vater bemühte sich dann, das jemand die Tochter der Dame anrief, die mittlerweile ganz durch den Wind war und weinte. Unmöglich! Ich weiß das es uns in Deutschland an Pflegepersonal mangelt, da wären wir wieder beim Thema der Menschlichkeit, des Einfühlungsvermögens. Ein paar liebe Worte seitens der Ärztin an die Dame und ein kurzer Anruf bei der Tochter hätten womöglich gereicht um die Dame zu beruhigen, da fehlt mir einfach das Verständnis, für so viel Gleichgültigkeit.

Eine Stunde verging, zwei Stunden vergingen, endlich kam mal ein Arzt um sich meinen Arm anzusehen. Ein Assistenzarzt, ich erzählte den stand der Dinge und bat um eine schnellst mögliche Lösung denn ich war mittlerweile müde, genervt, hungrig und durstig und der kleine Mann machte rambazamba in meinem Bauch, ihm passte das alles wohl gar nicht!
Der Assistenzarzt ging und kam eine halbe Stunde später mit einem der Oberärzte der Chirurgie zurück. Sagen wir mal, Doktor Arschloch in Person, eben einer dieser Ärzte, die meinen sie wären Gott persönlich und du ein dummer Gegenstand. Weder vorgestellt, noch den Arztbrief hat er sich durchgelesen. Ich erzählte also zum x-ten mal, wie oft wo und wann vorbehandelt wurde, er zog sich Handschuhe an und drückte genervt auf meiner offenen Wunde herum, aus der Eiter, Wundsekret und Blut in Massen herausfloss. "da kommt ein Druckverband drauf, sie können wieder gehen". So, so Doktor Arschloch, der Druckverband ist also die Lösung des Problems, wären wir da mal vorher drauf gekommen.
Meine Mutter die mittlerweile auch in der Notaufnahme eingetroffen ist um mir ebenfalls beizustehen war sprachlos, mein Vater bekam einen hochroten Kopf und ist geplatzt, und wie er geplatzt ist! Doktor Arschloch verzog sich ganz schnell und schickte uns einen der anderen Oberärzte und eine Anästhesistin, die Op wurde für den kommenden Tag geplant, per Vollnarkose. Ich war einfach nur fertig mit der Welt, meine größte Angst war das mit dem Zwerg etwas passiert! Die Anästhesistin erklärte mir mehrmals, das es eine kurze Op sei und eine leichte Narkose die z.b bei einem Kaiserschnitt angewandt wird, sie war sehr nett und ging auf all meine Fragen ein, nach und vor der Op werden CTG's, im Kreissaal gemacht um sicher zugehen das es dem Zwerg gut geht. Ich war also aufgeklärt und fuhr nachhause, dort musste ich mich von de, Tag erst einmal erholen.

Ich kam am nächsten Tag wieder ins AKH, es war natürlich wieder alles total unorganisiert, aber als ich dann zum CTG im Kreissaal war und den Herztönen meines kleinen Wurms lauschen konnte, konnte ich noch etwas entspannen bevor es in den Op ging. Die Geburtenstation in dem Krankenhaus ist einfach klasse, über den Rest reden wir nun mal lieber nicht.

Ich wachte auf, fragte sofort nach meinem Kind, die Schwester die mich in den Aufwachraum fuhr sagte, der Zwerg habe die ganze Op über gestrampelt wie ein großer. Anschließend kam ich wieder in den Kreissaal um ein erneutes CTG zu schreiben, dem kleinen ging es offensichtlich mehr als gut, er strampelte was das zeug hält. Meine Eltern und Lena eine gute Freundin der Familie waren bei mir, bis ich richtig wach wurde und wieder einigermaßen bei Kräften war.
Ob ich nun im Krankenhaus bleiben sollte oder wieder gehen durfte war auch noch nicht so ganz klar, ob es rechtens ist, eine hoch schwangere Frau nach einer Op nach Haus zu schicken, bezweifle ich etwas, aber niemand hielt mich auf bzw. kümmerte sich darum das ich da blieb, also gingen wir noch einmal in die Notaufnahme um dort mit dem Arzt zu sprechen der mich operierte und um den Arztbrief abzuholen.
Was uns in diesem Krankenhaus wohl nicht mehr wundern dürfte, der Chirurg hatte natürlich schon Feierabend. Der Brief wurde uns Wortlos von einem Assistenzarzt in die Handgedrückt und somit war das Thema Marie Sophie erledigt....

Auf dem Balkon der Cafeteria zündeten sich meine Begleiter eine Verdauungszigarette an, ich aß ein Brötchen, denn mittlerweile war es 18 Uhr und ich war seit dem letzten Abend nüchtern.
Ich öffnete den Arztbrief in dem natürlich nur Fachsprache verwendet wurde - wer denkt sich sowas  aus? Zumindest eine Übersetzung für die die es nicht verstehen sollte man mit beilegen. Aber da haben wir es ja wieder, ein Patient braucht ja nicht zu wissen, was da in ihm vorgeht, was operiert wurde etc. schlichtweg unwichtig! Und wenn du Informationen haben möchtest, dann setze dich doch bitte selbst an den Pc und sammle dir deine Infos zusammen. - Ihr merkt, das Thema Ärzte "die weißen Kittel" ist bei mir ein ganz wunder Punkt!

Warum eigentlich Weiß?? Ein bisschen Farbe würde dem ganzen etwas Freundlichkeit verleihen.. Rosa Punkte zum Beispiel......


Meine Hebammen auf der Geburtsstation trugen jedenfalls Lila, freundlich!
Und somit sind wir eine Woche nach der Op zur Einleitung im Krankenhaus. Kaum zu glauben, in ein paar Stunden, habe ich meinen noch Namenlosen Sohn in den Armen! Mein Herz macht Luftsprünge!
Zwei Tage wurde ich mit Einleitungstabletten versorgt, hatte Wehen, die mal mehr und mal etwas weniger brachten, mal mehr und mal etwas weniger schmerzten, ich vom Erdgeschoss bis rauf in den sechsten Stock lief und das einzige was das Treppenlaufen gebracht hat war, das ich mit joch rotem Kopf, nach Luft schnappend im dritten Stock "feststecke" und weder vor noch zurück komme, oder eher rauf noch runter! Na wenn ich danach nicht 20 kg weniger wiege, dann weiß ich auch nicht.

Nachts habe ich dann so dolle Wehen bekommen das ich Mama anrief, es geht los, sie kann kommen. Da klingle ich die ganze Familie Nachts wach, alle drehen durch, es geht los, kaum ist Mama da sind die Wehen auch schon wieder weg. Der kleine Mann spielt wohl etwas mit uns!
Im laufe des Tages trudelte auch Papa im Krankenhaus ein, vor Nervosität hat er es zuhause wohl nicht mehr ausgehalten!

Gegen späten Nachmittag platzte mir die Fruchtblase und dann ging auch alles ganz schnell bis ich in den Kreissaal kam. Ich erspare mir nun lange und ausführlich Berichte über die Schmerzen und Mordgedanken gegenüber der Hebamme, denn im Nachhinein betrachtet war es eine wunderschöne Geburt! Mama war die ganze Zeit bei mir und Papa stand draußen vor der Tür und um kurz vor Mitternacht erblickte der kleine Mensch das Licht der Welt, machte mich zur stolzen und überglücklichen Mama und meine Eltern zu Oma und Opa. Nun hatte er einen Namen, Tränen flossen und alles war in diesem Augenblick perfekt...